Schon häufiger haben Menschen, die mit Informatik zu tun haben, sich besonders in der kritischen Infrastruktur für Open-Source ausgesprochen. Besonders der CCC spricht sich regelmäßig für Open Source aus, sowohl bei Betriebssystemen, als auch bei Cloud Lösungen. Ein Beispiel ist der Beitrag von Peter H. Ganten beim CCC.

Open Source hat den Vorteil, dass jede Person den Programmcode einsehen und auch weiterentwickeln kann. Das führt vor allem zu Transparenz bei den Nutzern der Programme. Es hat jedoch auch den Vorteil, dass es im Prinzip jedem zur Verfügung steht. Es gibt keine Abhängigkeiten, die sich zum Beispiel durch das Markenrecht ergeben.

Obwohl sich Open Source in einige Nischen durchsetzen konnten, ist es bei weitem nicht im Mainstream angekommen. Jetzt jedoch werden die Stimmen lauter die digitale Infrastruktur der EU unabhängiger zu gestalten. Trump drohte der EU mit weiteren Zöllen, wenn Tech Konzerne der USA durch Strafen seitens der EU weiterhin benachteiligt werden (Hier nachzulesen). Die Beziehung zu den USA drohen sich weiter zu verschlechtern und unsere digitale Infrastruktur ist größtenteils von Tech-Konzernen in den USA abhängig. Betriebssysteme von Apple und Microsoft, Cloudservice von Apple, Microsoft und Google und zuletzt auch social media, dass weitestgehend von Meta dominiert wird. Das führt dazu, dass nun doch Stimmen laut werden auch in der digitalen Infrastruktur Unabhängig zu werden. Einer dieser Stimmen ist Prof. Dr. Harald Wehnes. Im Podcast mit Security-Insider spricht er über die Dringlichkeit für die Unabhängigkeit. Auch er spricht sich sehr für die Entwicklung von Open Source Technologien aus, schließt jedoch auch proprietäre Lösungen nicht aus. Bei proprietäre Lösungen ist es jedoch auch wichtig, dass sie sich an strenge Gesetze halten muss und das Markenrecht am Ende, aber auch in der EU liegen muss.

Gibt es noch andere Vorteile von Open Source? Kurz: ja! Open Source kann sich auch positive auf die Volkswirtschaft auswirken. Wenn das Monopol nicht mehr in der Lizenz für das eigentliche Programm liegt, dann bilden sich oft Servicestrukturen. Beispielsweise gibt es sowohl für OLAT als auch für Moodle Tech-unternehmen, die den Service anbieten diese Lernamanagementsysteme bereitzustellen. Das hat den Vorteil, dass es hier Konkurrenz geben kann und das den Preis für die Konsumenten senkt.

Sowohl China als auch Russland setzen bei ihren Betriebssystemen auf Linux. Russland hat Astra Linux entwickelt, welche auch für ihre Waffensysteme verwendet werden soll und China hat Unity Operating System. Bei der aktuellen Weltpolitischen Lage könnte eine EU Variante, die auf Linux basiert eventuell die Lösung sein. Auch hier könnten sich dann Tech-Konzerne in der EU ansiedeln, die Serviceleistungen für das Betriebssystem anbieten.

Ich habe mich gefragt, ob unser Bundesministerium dieses Gefahrenpotenzial im Blick hat und ob es Projekte gibt, um sich digital unabhängiger zu machen.

Sieht die BRD die Dringlichkeit für eine unabhängige digitale Infrastruktur?

Die Sicherstellung der Handlungs- und Arbeitsfähigkeit der Verwaltung durch eine funktionierende IT war und ist – mit Hinblick auf die aktuellen geopolitischen Entwicklungen eine Aufgabe von hoher Relevanz. Es ist daher wichtig, kritische Abhängigkeiten im IT-Bereich von einzelnen Anbietern zu vermeiden. Das BMI hat daher bereits verschiedene Maßnahmen initiiert, die zur Stärkung der Digitalen Souveränität der öffentlichen Verwaltung beitragen. Mit der Gründung und Ertüchtigung des Zentrums für Digitale Souveränität (ZenDiS) und dem Aufbau der Deutschen Verwaltungscloud (DVC) wurden wichtige Meilensteine erreicht. Auch die beiden Leuchtturmprojekte des ZenDiS, die Open Source Plattform openCode und der souveräne Arbeitsplatz openDesk sind wichtige Maßnahmen, die zur Reduktion bestehender Abhängigkeiten beitragen.

Pressestelle: Bundesministerium für Inneres und Heimat

openCode entspricht Github. Damit gibt es eine Website, die zur Verfügung steht und auch in Europa verankert ist. Was ich vorher selbst nicht wusste ist, dass nämlich Github auch von Microsoft betrieben wird. Auch die Umsetzung der eigenen Cloudlösungen ist ein wichtiger Aspekt, den auch Prof. Dr. Wehnes benennt.

Inwieweit ist der Bundesclient geschützt, bzw. unabhängig von Microsoft?

Der Bundesclient setzt eine mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) abgestimmte Sicherheitsarchitektur ein. Beim Bundesclient kommen auch Microsoft-Komponenten/Produkte zum Einsatz. Mit dem Vorhaben Souveräner Arbeitsplatz soll zukünftig auch eine von proprietären Lösungen unabhängige Alternative auf Open-Source-Basis zur Verfügung gestellt werden.

Pressestelle: Bundesministerium für Inneres und Heimat

Als das Projekt zum BundesClient gestartet wurde, hat man sich noch auf Microsoft verlassen. Leider wurde hier viel Geld reingesteckt, um ein System zu haben mit dem man trotzdem von externen Faktoren abhängig ist. Wir können gespannt sein wie es mit der Entwicklung weitergehen wird.

Gibt es Vorhaben für ein eigenes Betriebssystem in der BRD oder in der Zusammenarbeit mit der EU?

Gibt es Vorhaben Linux anzupassen für eine BRD oder EU weite Version (So wie es China mit dem Unity Operating System macht, dass in großen Teilen Microsoft und Apple ablöst)

„Für die Bundesverwaltung soll (…) auch eine Machbarkeitsstudie zum Einsatz eines Open-Source-basierten Betriebssystems durchgeführt werden. Bei positivem Ergebnis soll sich daran eine exemplarische Umsetzung in einer Pilotbehörde anschließen und in Folge die Umstellung weiterer Behörden.

Pressestelle: Bundesministerium für Inneres und Heimat

Auch hierbei soll ZenDiS involviert sein. Ich bin allerdings nicht so zuversichtlich, wenn ich lese, dass es erstmal um eine Machbarkeitsstudie gehe. Was will man denn darauf testen, ob es Machbar ist? Natürlich ist eine EU-Version eines Linux Betriebssystem „machbar“. Die Frage ist eher wie viel ist man denn bereit zu investieren und wie gut schaffen es die EU Länder zusammenzuarbeiten? Ich werde nochmal einen eigenen Beitrag schreiben, wo ich auf die EU und die digitale Infrastruktur eingehen werde.

Falls es jemand da draußen gibt, der sich jetzt denkt: Und was kann ich tun, wenn ich Produkte und Service aus den USA meiden möchte? Man kann zum Beispiel mit dieser Liste anfangen: European alternatives for popular services | European Alternatives .

Die digitale Infrastruktur der EU

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